Mittwoch, 14. Februar 2018



Ein Haus ist nur dann ein Künstlerhaus, wenn auch ein Künstler drin wohnt. Oder eine Künstlerin. Oder zwei, drei davon.




Ich starte diesen Blog, weil ich mein vor acht  Jahren in Werdau bei Zwickau im Freistaat Sachsen gekauftes Haus vermieten will. Dieser Blog ist eigentlich eine Immobilienanzeige. Ich  fabuliere hier über mich, mein Haus, die Gegend, in der es steht. Eins nach dem anderen, kunterbunt.

Weg, nichts wie weg! Egal wohin. Einfach weg. Das war 2010.
Blindlings mit der Nadel auf der Karte einen Punkt markiert, sozusagen. Werdau, Sachsen. Gut. Tanzsaal auf eBay. Zuletzt Mormonentempel. Jetzt von mir bespielt, 7 Jahre lang: First Swiss HiFi Church in the Free State of Saxony.

Wenn ich Arsch sage, meine ich nicht irgendeinen. Sondern den Arsch der Welt. Ich bin aber schon lange genug unterwegs, um zu wissen, dass es nicht der einzige ist. Aber nach einer Woche in Werdau könnte man meinen, hier sei einer. Es gehen sich sogar Fuchs und Hase aus dem Weg.

Wer will, hat jetzt die Chance, in ein gemachtes Nest zu steigen. Der Kern meines Hauses ist der Saal. 3,70 m Raumhöhe, 158 groß. Ein langes Wohnzimmer, eine geräumige Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer, ein Waschraum, ein langer Lagerraum, ein wintergartenartiger Eingangsbereich, ein kleines Lese-Juhee vor dem Küchenfester bilden zusammen das Haus. Gebaut als Tanzsaal für das Schiller-Schlössl um 1859. Vor meiner Inbesitznahme diente es jahrelang als Mormonentreffpunkt.

Ein künftiger Mieter sollte emotional gefestigt sein und den Reichtum der Welt in sich tragen. Denn der oberflächliche Mensch sagt über den Werdauer Fleck: Hier passiert gar nichts. Es gibt Supermärkte, einen Baumarkt, ein Spital usw. Aber man kann nicht »in den Ausgang« gehen. Man muss ein verdammt schlechter Koch sein, um mehr als einmal in ein einheimisches Restaurant gehen zu wollen. Eine Bar sucht man in der »großen Kreisstadt« vergebens.
Mit anderen Worten: Man wird nicht abgelenkt. Man wird in Ruhe gelassen. Man kann dem Gras im Garten beim Wachsen zusehen.

Obwohl mitten in der Stadt, gibt es keine direkten Nachbarn. Fast möchte ich sagen: Was will man mehr!



Im Garten steht ein Apfelbaum.
Der hatte letztes Jahr genau EINEN Apfel.
Sonst wäre es ja ein Äpfelbaum.




In Werdau isst man sehr gut!
  Wenn man zuhause bleibt und selber kocht.









                                       









Ein spezielles Haus braucht einen speziellen Mieter.

Die Haustechnik funktioniert. Aber dieses Haus zu »bespielen«, braucht etwas Aufmerksamkeit und Geschick. Die Hauptheizung verfeuert Öl. Die Fenster sind dreifachverglast, die Decken mit Isoflock isoliert. In Deutschland beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur nur 9,5 Grad. Die gute Isolierung, die dicken Wände und wenig südliche Fensterfläche halten das Innere selbst im Sommer recht kühl. Darum habe ich auf dem Dach einen großen Warmluftkollektor installiert. Der heizt das Haus von März bis Oktober – wenn die Sonne scheint. Das verkürzt die Heizsaison gewaltig und spart damit Heizkosten. Auch die Frischluft fürs Bad wird solar temperiert. Wer sich für Solar-Luft-Kollektoren interessiert, kann hier den Bau meiner Anlage nachvollziehen: soluko










Das Gebäude steht auf einem Grundstück von 1600 m². Ein Schuppen und vier Carports stehen zur Verfügung. Im Wäldchen lädt ein Sitzplatz zum Verweilen ein. Im Garten findet man Haselnüsse und Brombeeren; am Haus wachsen Trauben, und am Apfelbaum hing, wie gesagt, ein Apfel.

























Das Haus bleibt (teil)möbliert. Bett, Tisch, Schrank, die grundlegenden Einrichtungsgegenstände bleiben im Haus.
Meinen Karsumpel räume ich weg. Putze von oben bis unten.
Und: Mietbeginn, Mietdauer, Mietzins sind alle zu verhandeln.
Wobei 1 Jahr das Minimum ist.
Es soll hier gewohnt und was auch immer Kreatives gemacht werden.
Werdau ist kein Ferienort.

Grundriss meines Hauses: 

 Die Gesamtfläche beträgt rund 320 m². Der Saal alleine misst 158 m². Oben links der ehemalige Eingang mit Vestibül. Daran nach rechts anschließend ein langer Lagerraum mit einem Regal, das die ganze Außenwand belegt.
Nach unten (im Plan) kommt man ins lange Wohnzimmer, das drei Fenster nach Süden hat. Darunter die Küche.
Ganz rechts Bad, WC, Waschraum, Gäste-WC. Links davon das Schlafzimmer. Heute trennt diesen Raum eine (heizbare) Lehmwand vom Saal, früher spielte da die Musikkapelle zum Tanz auf.









Links vom Schlafzimmer ist der heutige Haupteingang mit einem lichten Glasvorbau. Wenn es im Garten zu kalt und zu windig ist oder wenn ein Gewitterregen niederprasselt, ist dieser Anbau eine Bereicherung.
















 

Der Saal hat sehr wenig Tageslicht. Vier große, opake Nordfenster bringen etwas Licht. Dank LED-Lampen ist es aber hell, wenn man es hell haben will. Einige Lautsprecherkreationen aus meiner 7jährigen Produktion bleiben im Haus. So die mächtigen Hörner mit einem 13 Meter langen Basshorn als Subwoofer.

















Wer für mindestens ein Jahr dem Trubel einer großen Stadt entfliehen will, ist hier richtig. Eine der wenigen Ablenkungsmöglichkeiten sind »Fahrten ins Blaue«. Am besten auf dem Motorrad oder im Oldtimer. Die Gegend: weitläufige, leicht hügelige Landschaften. Große Felder, viele Wälder, verstreute Dörfer und herausgeputzte Städtchen. Vielerorts aber auch noch das zerfallende Erbe der DDR: Fabrikruinen, verwahrloste, anscheinend herrenlose Häuser.
Die beiden lebendigen Städte Leipzig und Dresden sind einen Tagesausflug entfernt. Nach Berlin sind es rund 270 km. 

Aussichten vom Hausdach:













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